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Cities & Cycling

Warum stehen E-Bikes nicht im Rampenlicht beim COP26? Es ist Zeit zu handeln, wir brauchen einen Fahrradfokus.

Warum stehen E-Bikes nicht im Rampenlicht beim COP26? Es ist Zeit zu handeln, wir brauchen einen Fahrradfokus.

Bei ihrem Treffen in Glasgow richteten sich alle Augen auf die weltweit führenden Politiker:innen dieser Welt, als sie letzte Woche ihren Fahrplan zur Bekämpfung der weltweiten Klimakrise vorstellten. Die aktuellen Vereinbarungen verfehlen jegliche Ziele. Wir brauchen daher radikale Veränderungen, um unsere Emissionen bis 2030 tatsächlich um 45% reduzieren zu können. Man scheint bei der UN-Klimakonferenz allerdings mehr daran interessiert zu sein, Formula E-Autos vorzuführen, als über die echte Lösung zu sprechen: E-Bikes.

Als größte Ursache von Treibhausgas-Emissionen, sind Transportmittel ein zentrales Thema beim COP26. Genau wie in unseren Städten, nehmen Autos auch hier zu viel Raum ein. Dass Elektroautos uns aus der Klimakrise retten, ist in etwa so wahrscheinlich wie fliegende Autos, die Flugzeuge ersetzen. Warum redet also niemand darüber, dass E-Bikes das Potenzial haben Städte wirklich zu verändern? Es ist an der Zeit umzudenken und sich an Mitteln zu bedienen, die wir bereits haben.

Die Antwort liegt unmittelbar vor uns. Wir brauchen eine starke Fahrradmentalität und zwar schnell.

Die Diskussionen bim COP26 haben wieder einmal unsere Obsession zu Autos unterstrichen. Über E-Bikes wurde überhaupt nicht diskutiert – genau genommen wurde nicht einmal die Infrastruktur zur Verfügung gestellt, um Fahrräder überhaupt im Zug mitnehmen zu können. Der im Übrigen als ‘Climate Train’ beworben wurde. Der Stellenwert von Autos, der sich hier erneut abzeichnet, spiegelt sich auch in Regierungsentscheidungen wider: in den USA plant die Regierung achtmal so viel Geld für den Ausbau von Elektroautos ein, wie für den von E-Bikes, obwohl diese 30-60% weniger Verschmutzung verursachen.

Es fehlt uns nicht der nötige Platz, um Pendler:innen attraktivere Möglichkeiten zu schaffen. Uns fehlt die nötige Vorstellungskraft. E-Bikes sind die naheliegendste Lösung Städte aufzuwerten und einen schnellen Wandel zu vollziehen. Fahrrad zu fahren ist nicht nur sicherer und gesünder, sondern macht auch mehr Spaß. Im Vergleich zu Autos, sind E-Bikes die deutlich schnellere Variante auf verstopften Straßen und viel wichtiger: sie sind emissionsgering. Eine Studie zum Thema aktive Fortbewegung schätzt, dass durch einen dauerhaften Umstieg von nur jede:r fünfte Stadtbewohner:in auf das Fahrrad eine Reduzierung des europaweiten CO2-Ausstoßes durch Autos um 8% gesenkt werden könnte. Auch die sperrigen, luftverschmutzenden Lieferwägen, die unsere Straßen blockieren, könnten der Vergangenheit angehören: E-Cargo Bikes reduzieren den CO2-Ausstoß um 90% im Vergleich zu Diesel Lastwagen.

Source: Business Model of a Consultation Company Which Uses AI and Simulation Systems to Provide Transportation Solutions for Cities Aiming to Reduce CO2 Emission

Autos gehören in die Vergangenheit

Momentan sind weniger als 5% aller neu produzierten Autos elektrisch. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass 95% Diesel oder Benzin Fahrzeuge sind. Diesen Anteil zu verringern benötigt Zeit und Ressourcen. Beides wird rapide knapper. Schätzungsweise 1,3 Millionen Menschen sterben pro Jahr an Unfällen im Straßenverkehr. Diese Zahl wird sich nicht verändern, wenn wir stattdessen in Elektroautos sitzen. Mehr als die Hälfte der tödlichen Verkehrsunfälle treffen Fußgänger:innen, Fahrradfahrer:innen und Motorradfahrer:innen. Sicherheit auf den Straßen ist nur gegeben, wenn bei der Infrastruktur und dem Bau neuer Straßen ausnahmslos alle Verkehrsteilnehmer:innen berücksichtigt werden. Konkret bedeutet das: wir brauchen mehr Radwege, mehr Fußgängerwege, sichere Kreuzungen und weniger private PKWs in Städten. Es ist Zeit mit der Hierarchie auf den Straßen zu brechen und urbane Mobilität für alle attraktiv zu gestalten. Nicht nur für motorisierte Teilnehmer:innen.

Autos – ob elektrisch oder nicht – nehmen einen kolossalen Anteil begrenzter Flächen in Städten auf der ganzen Welt ein. Es muss aufhören, dass Autos den Löwenanteil an Platz bekommen. Wir erheben Anspruch auf die Fläche für alle Fußgänger:innen, Radler:innen, Läufer:innen… Skater:innen… Vor ein paar Monaten unterstützten wir den Volksentscheid Berlin Autofrei, der Berlins Straßen innerhalb des S-Bahn-Rings in eine autoreduzierte Zone verwandeln will – und das ist nur ein Beispiel, wie lokale Initiativen radikale Veränderungen vorantreiben, um die Zukunft in Städten lebenswert zu machen.

Die Lösung liegt nicht in einer Veränderung wie wir fahren, sondern vielmehr in der Tatsache dass wir fahren. Wenn wir wirklich etwas verändern wollen, sollte der Fokus auf einer Diversifizierung der Transportmittel liegen, E-Bikes und öffentliche Verkehrsmittel inklusive. Der Weg ist eindeutig: wir müssen Autos endlich hinter uns lassen. Deswegen rufen wir Politikmachende beim COP26 und darüber hinaus auf, Fahrräder zu fördern – als effizientestes Mittel unserer Klimakrise den Kampf anzusagen.

Die ECF und ein globaler Zusammenschluss aus 60 Pro-Cycling Organisationen haben in einem offenen Brief an Regierungen gefordert, Fahrradfahren in den Fokus der Klimakrisen-Bekämpfung zu rücken. Wir stehen hinter diesem Brief und rufen NGOs und alle Radverkehrsverbände dazu auf, sich zu beteiligen.

Der ADCF (Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V.) ist der größte Interessenverband für Radfahrer:innen in Deutschland. Politisch engagiert sich der ADFC auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene für die konsequente Förderung des Radverkehrs. Sieh’ dir hier ihr Forderungspapier zu den Koalitionsverhandlungen an.